24.10.2022
Antrag der FREIEN WÄHLER

Synthetische Eisbahn vs. Kunsteisbahn – irgendwie schon kurios

Eigentlich schon eher witzig, dass man zwei „künstliche“ Attraktionen gegeneinanderstellt, nur weil man aufgrund des Klimawandels gar keinen richtigen Winter mehr hat und einem deshalb ja die Natureisfläche auf dem See oder Weiher fehlt. Eigentlich müsste man mit der Diskussion viel früher beginnen und nicht erst jetzt zu dieser Zeit – der Zeit der Energiekrise. Hintergrund des durch die FREIEN WÄHLER eingereichten Prüfantrags hinsichtlich der Miete oder Beschaffung einer synthetischen Eisfläche für den Marktplatz ist die aktuelle Energiekrise.

Eisbahn mit Magnetwirkung

Der Fraktion ist es durchaus bewusst, dass die der Gemeinde gehörende Kunsteisbahn in den Wintermonaten eine Magnetwirkung hat. Sie wird von Jung und Alt ein beliebter Treffpunkt. Egal ob aktive(r) Schlittschuhläufer:in, „Bandengast“ und Glühweintrinker:in oder auch Eisstockschütze/-schützin. Hier trifft man sich unter der Woche und vor allem am Wochenende für ein zwei Stunden immer sehr gerne. Aber die Energiekrise lässt es derzeit nicht zu, die Gemeinde kann den extremen Energiebedarf der Kunsteisbahn nicht begründen und unterstützen, wenn andererseits einige Familien in Neufahrn derzeit noch nicht wissen, wie sie im Winter ihre Wohnung einigermaßen warm bekommen und die Stromrechnung zahlen sollen.

Kosten tut beides etwas

Die Kunsteisbahn kostet die Gemeinde, jährlich eine Menge Geld, welches man sehr gut auch in eine sogenannte synthetische Bahn investieren könnte. Natürlich stehen hier anfangs die Summe von knapp 90.000€ - aber man kann diese Bahn 20 Jahre lang nutzen und hat eine Garantie von 10 Jahren auf das Material der Bahn. Aufgebaut werden müssen beide Bahnen – sowohl die Kunsteisbahn als auch die synthetische Bahn bedürfen bei der unebenen Grundfläche des Marktplatzes einen gewissen „Höhenausgleich“ – diese Kosten entstehen also sowohl als auch. Bei der Kunsteisbahn schlagen aber Mietkosten für das Aggregat zur Eisproduktion und der benötigte Strom zu Buche und wenn man sich diese spart, dann hätte die Gemeinde nach 3 Jahren den Kaufpreis der synthetischen Bahn wieder raus.

Ist die synthetische Bahn nun wirklich schlechter?

OK – eines lässt sich nicht von der Hand weisen, es ist und bleibt eine synthetische Bahn – dass die nicht zu 100% einer natürlichen oder einer Kunsteisbahn entspricht, ist nur mehr als logisch. Aber wenn man im Internet recherchiert, dann kommt man sehr schnell zu dem Ergebnis – irgendwie kann diese Bahn aber nicht schlecht sein, weil einige Hochleistungssportzentren in Deutschland sogenannte hybride Lösungen nutzen. Sie setzen sowohl auf Kunsteis als auch auf die synthetische Fläche. Sollte also der Unterschied doch nicht so groß sein, wie es im Prüfauftrag der Gemeindeverwaltung herausgestellt wurde?

Abrieb verursacht Mikroplastik

In aller Munde ist auch der sogenannte Abrieb durch die scharfen Kufen der Schlittschuhe. Hier spricht man schnell vom gefährlichen Mikroplastik. Gemeint ist der Abrieb, der auch durch die Prüfung der Gemeindeverwaltung mit angeführt wurde. Die Verwaltung hatte sich hierzu bei einer Nachbargemeinde erkundigt, die vor 3 Jahren sich eine synthetische Bahn zugelegt hatte und dort der Bauhof während des Betriebs 2 x täglich die anfallende „Plastikflut“ absaugen muss, wobei dieses an einer falschen Behandlung der Bahn – also einem Pflegemängel – liegt. Dieses konnte unsere Fraktion im Vorfeld durch ein Telefonat mit dem Hersteller in Erfahrung bringen. Wir möchten nur einiges zu bedenken geben. Sollte der Abrieb wirklich so hoch sein? Wie verhält es sich dann mit der durch den Hersteller gegebenen Garantie von 10 Jahren – bei einem so hohen Abrieb müssten die Platten eigentlich schon nach kurzer Zeit aufgearbeitet sein. Und des Weiteren hat sich die Technologie in der Herstellung der Platten innerhalb der letzten Jahre deutlich verbessert. Das heute angebotene Material hat natürlich immer noch einen Abrieb, dieser ist jedoch viel geringer als noch vor einigen Jahren.

Fraunhofer Institut hat sich auch schon damit beschäftigt

Eine Studie des Fraunhofer Institutes spricht von jährlich anfallendem Mikroplastik in Höhe von 33.000 Tonnen bundesweit. Und es ist bestimmt nicht zielführend mit erhobenem Finger auf die Verursacher zu zeigen und einfach zu sagen – die produzieren aber viel mehr als wir, warum dürfen die so etwas – wir aber nicht. Aber man sollte sich auch vor Augen führen, dass ein Auto jährlich 1 Kilogramm Mikroplastik produziert und der/die fußläufige Bürger:in durch seinen/ihren Schuhsohlenabrieb ein Zehntel dieser Menge – also rund 100 Gramm jährlich mit beisteuert. Und wir unterhalten uns hier über einen Abrieb pro Jahr der im Schnitt deutlich darunter liegt und wenn er gezielt abgesaugt, sogar noch entsprechend sinnvoll recycelt werden kann. Dieser Abrieb wirbelt auch nicht in die Luft, wie es beim Auto der Fall ist, er liegt eher gebunden an der Oberfläche vor, weil er durch eingearbeitete Silikone (das in den Poren der Platten vorhandene Gleitmittel zum Schlittschuhlaufen) dort verweilt.

Eine Frage darf erlaubt sein

Warum war man gleich so negativ gestimmt?

"Ich hatte mich mit dem Thema auch etwas auseinander gesetzt. Hatte Internetrecherche betrieben und war erschrocken, dass das dargestellte negative Bild sich im Internet nicht widerspiegelte."

Es war ein Prüfauftrag - mehr war es eigentlich nicht

Warum seitens der Verwaltung der Prüfauftrag in der Tischvorlage des Ausschusses für Personal, Soziales und Kultur vom 28.09.2022 schon relativ negativ dargestellt wurde, obwohl noch gar keine Prüfung oder sogar Beurteilung seitens der Verwaltung gefordert war, stimmt uns etwas nachdenklich. Und wie man nach nur knapp 4 Wochen eine voll umfängliche Prüfung des Sachverhaltes dem Gemeinderat vorlegen kann, die sich im Tenor mit der Tischvorlage des o.g. Ausschusses deckt, ist auch nicht nachvollziehbar. Die Prüfung hätte viel detaillierter erfolgen können, weil eine Beschaffung oder Miete im Jahr 2022 gar nicht zur Diskussion stand, sondern die Fraktion der FREIEN WÄHLER zukunftsorientiert eine Alternative suchen wollte. Das Thema Energie und Klimawandel – warme Winter und extremer Strombedarf für die Kunsteisfläche wird uns so schnell nicht in Ruhe lassen und sollte durch die Gemeinde nicht vernachlässigt werden.

Der Antrag wurde deutlich mit 5:21 Stimmen abgelehnt.